Sozialstrukturen

Wie in jeder Großstadt Deutschlands auch sind in Chemnitz die Stadtteile unter sozialstruktureller bzw. sozioökonomischer Perspektive unterschiedlich zusammengesetzt. Im innerstädtischen Bereich sind die "harten" Sozialdaten - zumeist abgebildet über Arbeitslosigkeit und Hartz IV-Bezug - deutlich höher ausgeprägt als am Stadtrand. Während in den Stadtteilen am Stadtrand Wohneigentum und Vollbeschäftigung dominieren, sind die Stadtteile im Kern und im Fritz-Heckert-Gebiet (Kappel, Helbersdorf, Morgenleite, Markersdorf, Hutholz) weitaus heterogener strukturiert: so ist bspw. der Ausländeranteil im Zentrum um ein vielfaches größer als in den äußeren Stadtteilen, so ist bspw. die Verschuldung im Postleitzahl-Bereich 09130 (Sonnenberg / Yorckgebiet; Ergebnisse auf Stadtteil-Ebene liegen hier nicht vor) deutlich größer als am Stadtrand. Während in der Kernstadt mehr als 90 % der Haushalte Miete zahlen, wohnen am Stadtrand mehr als die Hälfte der Haushalte im eigenen Wohneigentum (die meisten in Reichenhain, Adelsberg und Stelzendorf). Kurzum: die Probleme, die durch die ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen (und anderen Ressourcen) in einer Stadt einhergehen, finden sich in Chemnitz in kernstädtischen Bereichen und im Fritz-Heckert-Gebiet, während der suburbane-ländliche Stadtrand davon - zumindest, wenn man nur die Sozialdaten betrachtet - weitaus weniger betroffen ist.

Arbeitslosigkeit


Grafik zum Anteil der Arbeitslosen in den 39 Stadtteilen von Chemnitz / Arbeitslosigkeit in Chemnitz

Ausländer


Grafik zum Anteil der ausländischen Bevölkerung in den 39 Stadtteilen von Chemnitz / Ausländeranteil in Chemnitz

Ukrainische Bevölkerung


Grafik zum Anteil der ukrainischen Bevölkerung in den 39 Stadtteilen von Chemnitz / Ukrainer in Chemnitz

Empfänger existenzsichernder Leistungen


Grafik zum Anteil der Empfänger existenzsichernder Leistungen (SGB II / XII) in den 39 Stadtteilen von Chemnitz / Hartz IV in Chemnitz

Verschuldung


Grafik zum Anteil der verschuldeten Personen in den 39 Stadtteilen von Chemnitz / Verschuldung in Chemnitz

Kleines Zwischenfazit: Die soziale Situation der Bevölkerung in den Stadtteilen wird – zumeist auch aus Mangel an anderen Daten – über Werte der Arbeitslosigkeit und des Bezugs existenzsichernder Leistungen nach SGB II und XII (umgangssprachlich Hartz IV) beschrieben. In Chemnitz liegt außerdem via Daten der Creditreform die Schuldnerquote auf Ebene der Postleitzahlbereiche vor. Diese sind zwar nicht deckungsgleich mit den Stadtteilen, erlauben aber dennoch eine präzise Verortung.

 

Betrachtet man die Arbeitslosigkeit, die Hartz IV-Werte und die Schuldnerquote in den Stadtteilen, so sind der Sonnenberg, das Zentrum und der Stadtteil Morgenleite im Fritz-Heckert-Gebiet die Teilgebiete mit den größten Ausprägungen. Auf dem Sonnenberg und dem Zentrum vermengen sich einerseits vergleichsweise viele deutsche Arbeitslose und Leistungsempfänger mit der Vielzahl an Ausländern, deren Einkommens- und Erwerbssituation (teilweise gesetzlich bedingt) noch ungünstig ist. Im Stadtteil Morgenleite ist Armut eher noch ein Phänomen der deutschen Bevölkerung (der Ausländeranteil ist nicht sonderlich hoch) – der Stadtteil ist mit gewissem Abstand der sozialstrukturell schwächste der fünf Heckert-Gebiet-Stadtteile, wobei das Gesamtgebiet insgesamt eine überdurchschnittliche Dichte an Leistungsbeziehern nach SGB II / XII aufweist.

 

Neben Zentrum und Sonnenberg und dem Fritz-Heckert-Gebiet sind noch das Lutherviertel und Hilbersdorf – beides verdichtete Wohngebiete mit vergleichsweise junger Bevölkerung – überdurchschnittlich von sozialen Problemen betroffen. Auch Schloßchemnitz und Gablenz sowie das Yorckgebiet weisen überdurchschnittliche Werte auf. Generell gilt aber in Chemnitz: dort, wo viele Rentner wohnen, halten sich die Hartz IV-Quoten – auch innerstädtisch in Grenzen (hier machen sich lange Erwerbsbeteiligungen von Männern und Frauen zu DDR-Zeiten bemerkbar).

 

Der Kaßberg ist der – kernstädtisch betrachtet – am wenigsten von Problemlagen betroffene Stadtteil in Chemnitz. Seine Werte liegen aber dennoch deutlich über denen des suburbanen Chemnitzer Randes. Am Stadtrand sinkt die Arbeitslosigkeit auf 1 % bis 2 %, die großen Haushalte verfügen über ausreichend Einkommen, zahlen oftmals als Eigentümer keine Miete, sodass Hilfebezug nach SGB II oder XII die absolute Ausnahme ist (teilweise weniger als 1 %). Der Befund ist allerdings wenig überraschend und so in vergleichbarer Form in jeder deutschen Stadt „mit Speckgürtel“ zu finden. Dass Wohnen am Stadtrand nicht automatisch mit sozialer Stärke einhergeht, sieht man aber an den Stadtteilen Hutholz und Markersdorf als südlichste Ausläufer des Fritz-Heckert-Gebiets.

PKW-Dichte


Grafik zur Zahl der PKW pro 1.000 Einowhner in den 39 Stadtteilen von Chemnitz / PKW-Dichte in Chemnitz

Mieter


Grafik zum Anteil der Mieterhaushalte an allen Haushalten in den 39 Stadtteilen von Chemnitz / Mieterquote in Chemnitz

Neben Daten, die sich im weitesten Sinne mit Armut oder Reichtum befassen, liegen weitere Statistiken vor, die in der Lage sind, unterschiedliche Lebensverhältnisse zu beschreiben. Dies wird zum Beispiel bei der Umzugsmobilität oder beim Familienstand deutlich. In den innerstädtischen Mieterstadtteilen ist viel mehr "Bewegung" zu sehen; diese Stadtteile sind es, die von Neuankömmlingen zuerst bewohnt werden (führend hier: Zentrum, Bernsdorf, Sonnenberg). Hier existieren viele kleine Haushalte, von denen – sobald sich Partnerschaften bilden und Kinder dazukommen – einige entscheiden, zum Stadtrand überzusiedeln und dort im eigenen Haus zu wohnen. Diese Haushalte sind dann größer, verfügen über mehr PKW und sind zumeist auch konsolidierter, d. h. „finanziell schlagkräftiger“. Diese gut situierten Haushalte gibt es natürlich auch in der Kernstadt (z. B. auf dem Kaßberg oder in Schloßchemnitz; gut abzulesen am dortigen Wahlergebnis und der Wahlbeteiligung). Hier treffen diese Haushalte jedoch weiterhin auf andere Milieus und Gruppen, vermischen sich und bilden damit genau jenen Bevölkerungsmix, den Großstädte typischerweise ausmachen.

Umzugsmobilität


Grafik zur Umzugsmobilität in den 39 Stadtteilen von Chemnitz / Wanderungsbewegungen pro 1.000 Einwohner

Familien


Grafik zum Anteil der Familien an den Hasuhalten in den 39 Stadtteilen von Chemnitz / Familienquote in Chemnitz

Verheiratete


Grafik zum Anteil der verheirateten Personen in den 39 Stadtteilen von Chemnitz / Verheirateten-Quote in Chemnitz

Ledige


Grafik zum Anteil der ledigen Personen in den 39 Stadtteilen von Chemnitz / Ledigen-Quote / Single-Quote in Chemnitz

Kriminalität

Die Beschreibung der Kriminalität in den Stadtteilen bleibt regelmäßig vage, wenn man nur die Gesamtzahlen aufzeigt und nicht deren Hintergrund beleuchtet. Insgesamt werden in Chemnitz jährlich ca. 20.000 Straftaten begangen, die ganz unterschiedliche Qualitäten aufweisen und von unterschiedlichen Tätergruppen begangen werden. Angefangen von Straftaten gegen das Leben (z. B. Mord, Totschlag, fahrlässige Tötung), Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (z. B. sexueller Missbrauch, Zuhälterei, Verbreitung pornographischer Schriften) über Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit (z. B. Körperverletzung, Raub, Zwangsprostitution, Nötigung) und Diebstähle aller Art und Betrug bis hin zu strafrechtlichen Nebengesetzen (sehr vielfältig; vier Beispiele nur mit dem Buchstaben A: Arbeitszeitgesetz, Arzneimittelgesetz, Asylgesetz, Aufenthaltsgesetz) kennt das Strafrecht eine breite Palette von Vergehen, die in den Chemnitzer Stadtteilen in verschiedener Häufigkeit auftreten. Richtwert: Auf 1.000 Einwohner in der Stadt kommen jährlich ca. 80 Straftaten.

 

Blickt man nur auf die Gesamtzahl an Straftaten je 1.000 Einwohner im Stadtteil, so werden die meisten Straftaten (territorial betrachtet) in Zentrum, Ebersdorf, Stelzendorf, Altchemnitz, Sonnenberg, Hilbersdorf und Furth verübt (jeweils mindestens 100 pro 1.000 Einwohner im Stadtteil). Wichtig ist hierbei zu erwähnen, dass die erfolgten Straftaten nicht immer von Personen des Stadtteils, sondern auch von Besuchern verübt werden können. Beste Beispiele hierfür sind Stelzendorf oder Röhrsdorf, dessen Einkaufszentren Neefepark und Chemnitz-Center für vergleichsweise viele Fälle im Bereich des Diebstahls sorgen. Umgangssprachlich könnte man sagen, dass die Stadtteile krimineller wirken als sie eigentlich sind. Ähnliches lässt sich für Ebersdorf festhalten, dessen Asylbewerber-Erstaufnahmeeinrichtung eine Vielzahl von ausländerrechtlichen Verstößen (z. B. Passvergehen) registriert.

 

Bei der Gesamtheit der Rohheitsdelikte und der Straßenkriminalität führt das Zentrum deutlich vor dem Sonnenberg. Beide Stadtteile vereinen ca. 30 % aller Straftaten in Chemnitz, und jedes dritte Rohheitsdelikt (bzw. jede dritte Straftat gegen die persönliche Freiheit) passiert in einem dieser innerstädtischen Teilgebiete. Mit Ausnahme von Ebersdorf und den Einkaufszentren am Stadtrand ist das Kriminalitätsniveau in den äußeren Stadtteilen von Chemnitz deutlich geringer. Rechnerisch die wenigsten Straftaten pro 1.000 Einwohner fanden 2022 in Erfenschlag – Chemnitz kleinstem Stadtteil –, Adelsberg und Kleinolbersdorf statt.

Straftaten


Grafik zur Kriminalität in den Stadtteilen von Chemnitz / Straftaten pro 1.000 Einwohner in Chemnitz und seinen Stadtteilen